Ich werde immer wieder gefragt "Uwe Ist eine Fotosafari gefährlich?". Diese Frage stellen mir viele Gäste in ihrer ersten Mail, bevor sie an einer Tour mit mir teilnehmen. Grundsätzlich ist eine Safari nicht gefährlicher als jeder andere Aktivurlaub. Unfälle mit Wildtieren sind in Ostafrika äußerst selten und beruhen immer auf einem Fehlverhalten von Touristen, insbesondere wenn diese das Fahrzeug verlassen haben und sich vermeintlich ungefährlichen Tieren wie Elefanten zu Fuß nähern. Im südlichen Afrika passiert deutlich mehr, weil dort sehr viele im Umgang mit Wildtieren unerfahrene Selbstfahrer mit Leihwagen in den Naturreservaten unterwegs sind.
In Ostafrika sind Leihfahrzeuge ohne Fahrer für Fahrten in die unwegsame Wildnis unüblich und kaum zu bekommen. Ihr habt dort einen Driver-Guide, tagsüber verbringt ihr die meiste Zeit im sicheren Geländewagen und nachts seid ihr in bewachten Camps oder Lodges. Solange die Wildtiere nicht zu sehr vom Fahrzeug bedrängt werden oder von den Fahrzeuginsassen unnötig gereizt werden, habt ihr im Fahrzeug sicheren Schutz. Geht ihr zu nahe ans Wild, kann zu lautes Gequatsche, ständiges Herumfuchteln mit den Händen oder das lässige auf dem Dach des Geländewagens sitzen bei Löwen und Leoparden schon mal zu Überreaktionen oder Scheinattacken führen. Für unerfahrene Reisende ist es deshalb zwingend notwendig, sich strikt an die Anweisungen des Fahrers zu halten. Dies gilt im Besonderen, wenn ihr das Fahrzeug zum Buschpicknick oder Austreten verlasst. Üblicherweise tut man dies nur in übersichtlichem Gelände. In Notfällen wie bei Fahrzeugdefekten oder bei Magen- und Darmerkrankungen muss man im unübersichtlichen Gelände sehr dicht am Fahrzeug bleiben, bei möglicher Gefahr sogar mit dem Rücken daran angelehnt. Solange ihr euch nicht aus der Silhouette des Fahrzeugs löst, nehmen die Tiere euch nicht war und greifen auch nicht an. Tut ihr es trotzdem, kann ein in der Nähe grasender Büffel ganz schön komisch werden.
Lasst euch auch nicht von den zum Teil putzigen Namen täuschen, die Ranger den Raubkatzen zur Unterscheidung geben, wenn sie das Erwachsenenalter erreicht haben. Die größte Gefahr geht aber in Afrika für Touristen von den Dickhäutern wie Flusspferden, Nashörnern und Elefanten aus, weil diese Tiere als viel zu friedvoll eingeschätzt werden. Die aus vielen Filmen als blutrünstig bekannten Löwen und anderen Raubkatzen verhalten sich, solange man sie nicht in die Enge treibt, Menschen gegenüber wenig aggressiv.
Löwen reagieren in ihrer Ignoranz und Trägheit häufig nicht einmal, wenn man in ihrer Nähe einen Reifen wechselt oder ein Fahrzeug aus dem Schlamm zieht. Fahrzeuge interessieren sie wenig, höchstens mal wie ein Baum, um sich daran zu reiben. Findet man sie allerdings an einem Riss oder mit Babys, sollte man ihnen, insbesondere zu Fuß, keinesfalls zu Nahe kommen. Bei Fahrzeugpannen ruft man in so einer Situation andere Fahrzeuge zu Hilfe, die das eigene wie eine Wagenburg als Sichtschutz umstellen. Ist dies nicht möglich, muss man immer dicht in der Gruppe zusammen bleiben. Vier und mehr zusammenstehende Menschen werden von einzelnen Löwen üblicherweise nicht angegriffen. Dies ist ein uralter Überlebenstrick der Masai, den allerdings nicht alle Stammesangehörigen zu kennen scheinen, denn in der Masai Mara kommt es bis heute immer wieder zu tödlichen Attacken von Löwen auf Masai-Hirten, die nachts alleine in der Savanne nach ihren versprengten Rindern suchen. Das Verhalten von Löwen kann man aber nicht einfach verallgemeinern.
Eine relativ geringe Aggressivität gegenüber Menschen gilt nur für Gebiete wie die Masai Mara, wo die Tiere üblicherweise ganzjährig über ausreichend Nahrung verfügen und sich auch noch über die Jahrzehnte oder sogar länger von klein auf an den Tourismus und somit an die Menschen gewöhnt haben. Im wenige hundert Kilometer entfernten Tsavo gelten die Löwen seit dem Eisenbahnbau vor über hundert Jahren immer noch als gefährliche Menschenfresser. Der Grund dafür wird dort in erster Linie am viel geringeren Nahrungsangebot liegen, denn nirgendwo anders in Ostafrika habe ich schon einmal so abgemagerte Löwen wie Anfang 2010 in Tsavo gesehen. Im November 2014 wollten wir in den Taita Hills auf die von anderen Naturparks gewohnte Entfernung zu zwei jungen Löwen am Riss heranfahren. Ein Löwe attackierte sofort unser Fahrzeug und sprang sogar über das hinter uns stehende herüber. In besonders abgelegenen Gebieten mit wenig oder gar keinen Touristen, sind sie mitunter noch aggressiver. Im südlichen Tansania, wo der Ackerbau den Lebensraum und die Ernährungsgrundlage dieser Großkatzen immer mehr eingeschränkt hat, kommt es bis heute zu tödlichen Attacken von Löwen auf einheimische Bauern.
Danke fürs Weitersagen!
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Jürgen Schwagerick (Montag, 20 Mai 2019 14:56)
Sehr geehrte Damen und Herren,
da ich Löwen sehr liebe und den Bestand erhalten möchte, habe ich eine Frage:
wo kann ich vor Ort helfen diese schönen Tiere zu helfen und zu retten?
Auf eine Antwort wartend verbleibe ich mit freundlichen Grüßen
Jürgen Schwagerick
Dipl. Ingenieur
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