Maasai Mara Herbst 2024

Im Herbst 2024 hatten wir wieder außergewöhnliche Erlebnisse und sehr schöne Lichtstimmungen in der Maasai Mara. Die Raubtieraktivität war häufig auch tagsüber sehr hoch und es gab bei allen Raubkatzen Jungtiere oder Babys. Insbesondere Löwinnen konnten wir seit Jahren nicht mit so vielen, erst wenige Wochen alte Babys beobachten. Es hat sich wieder einmal bestätigt, dass Herbst und Frühjahr in der Maasai Mara allen Naturfreunden und Wildlife Fotografen, die nicht auf die große Gnuwanderung fixiert sind, ebenso außergewöhnliche Erlebnisse und eine sehr hohe Fotoausbeute wie zur touristischen Hochsaison im Sommer bieten.
Im Herbst und Frühjahr sind die kleinen Regenzeiten. Dabei wechseln sich Sonnenschein, Bewölkung und kürzere Regenfälle oder schwere Gewitter, meist am Nachmittag oder Abend ab. Dieses Mischwetter bringt ganz besondere Lichtstimmungen hervor, die zur Trockenzeit im Sommer sehr selten sind. Und für die Raubkatzen und andere Raubtiere ist mit dem Rückzug der großen Tierherden in die Serengeti die fette Zeit vorbei, sie müssen jetzt viel häufiger auch tagsüber versuchen Beute zu reißen.

 

Löwen

 

Die Maasai Mara hat mit Abstand die größte Löwendichte in ganz Ostafrika. In den letzten Jahren wurden besonders viele männliche Tiere geboren, die jetzt das Erwachsenenalter erreicht haben und aus den elterlichen Löwenrudeln vertrieben werden. Etwa gleichaltrige Brüder und Cousins bleiben unter der Führung des Stärksten von ihnen als Kampf-Koalition häufig ihr Leben lang zusammen. Meist sind es Gruppen von drei oder vier männlichen Löwen, in einem Rudel sind es sogar acht. Zusammen machen es diese halbstarken Löwen ihren Vätern äußerst schwierig, sie aus dem Territorium des elterlichen Rudels zu vertreiben. Sie streifen dann als Nomaden durch die Maasai Mara und versuchen, sobald sie stark genug sind, ein bestehendes Löwenrudel durch Kampf zu übernehmen. Im Gegenzug versuchen die vollausgewachsenen, großen männlichen Löwen ihre jungen Kontrahenten am Eindringen in ihr Territorium zu hindern und sie zu töten, solange sie selbst noch dazu in der Lage sind. Diese Revierkämpfe zwischen alten und jungen Löwen spielen sich seit Monaten im Mara Game Reserve besonders häufig ab, weil es schon lange nicht so viele männliche Tiere gab. Daran beteiligen sich auch noch nomadisierende, junge Löwen aus der Serengeti und vier große, kampflustige Brocken aus dem Mara Triangle, was die Aufgabe der Ranger in der Mara sehr erschwert, die Löwenpopulation in der Balance zu halten.
In manchen Wochen haben wir auf vielleicht 500 Quadratkilometern über 40 männliche Löwen gezählt und nicht wenige von ihnen sind durch diese Kämpfe schwer gezeichnet. Häufig hinken sie, sind arg vernarbt oder haben schwere Gesichtsverletzungen. Schönheitswettbewerbe können nur noch die wenigsten von ihnen gewinnen.
Wir konnten auch miteinander kopulierende, männliche Löwen fotografieren. Ob dies als Dominanzverhalten zu werten ist oder dem Mangel an läufigen Löwinnen geschuldet ist, wird man aber kaum klären können.

 

Im Herbst und Frühjahr ist mangels der großen Gnuherden aus der Serengeti „Saure-Gurken-Zeit“ für die Raubtiere. Löwen fressen dann auch Aas und am liebsten große Brocken wie verendete Elefanten oder Hippos. Bei einem jungen Elefanten hatten sie Glück, dass er gut erreichbar auf der Savanne verendete, aber bei einem wohl im Kampf mit Artgenossen umgekommenen Hippo war der Schwierigkeitsgrad doch etwas höher. Es lag in tieferem Wasser an einem steilen Ufer der Ronkai Lugga, inmitten von Unmengen Hippokacke. Noch spannender war, dass ein fettes Krokodil daran fraß. So warteten sie bereits einen Tag und eine Nacht oben am Ufer und ihr Hunger wurde immer größer. Am nächsten Nachmittag dann wurde es einer Löwin zu bunt oder ihr Hunger wirklich zu groß. Sie umging das Geschehen und tauchte am Steilufer über dem Hippo auf. Ihr Versuch, auf den stinkenden Brocken Aas zu klettern endete mit einem Sprung ins Modder-Wasser und das Hippo trieb nun in die Mitte der Lugga. Kurz darauf erschien ein männlicher Kollege am Ufer. Zunächst fauchte er wie wild, um das Krokodil zu vertreiben und ging dann tatsächlich in der Kacke schwimmen. Er versuchte, das tote Hippo nun zum anderen Ufer an eine Sandbank zu schieben, was ihm aber misslang. Möglicherweise hing unter ihm ein Krokodil am Kadaver und blockte den Versuch ab. Er gab dann auf und musste bis zum Ufer durch die stinkende Hippokacke schwimmen. Am Ende wurde das Hippo dann von den Krokodilen vertilgt.  
Jagden und Jagdversuche konnten wir auch einige beobachten, dummerweise jagte eine Löwin nicht weit vom Camp entfernt immer erst am späten Vormittag oder am Nachmittag, vermutlich weil sie morgens erst ihre Babys versorgen musste. Denn besten Kampf hat sie sich mit einem großen Eland geliefert und dabei mehrfach schwere Huftritte abbekommen. Aber leider kurz vor Mittag in totalem Flimmerlicht. Die Bilder sind eigentlich unbrauchbar – ich habe trotzdem einige als Beispiel gepostet, weshalb man im grellen Sonnenlicht nicht fotografieren braucht.

Die Löwin konnte das Eland nicht erledigen, hat aber ein paar Tage später dann ein Eland Kalb gerissen.

 

Löwinnen mit wenige Wochen alten Babys habe ich in der Maasai Mara noch nie zuvor so häufig gesehen, wie auf der unserer Herbsttour – und noch seltener, wenn sie ihre Babys im Maul von einem Versteck ins nächste transportiert haben. Zeitweise haben wir dabei den fotografischen Sättigungsgrad erreicht, denn wann immer fremde männliche Löwen oder auch Hyänen in die Nähe ihrer Babys kamen, transportierte die Löwin ihren Nachwuchs in ein vermeintlich sichereres Versteck. Nicht weit vom Camp hatte eine Löwin ihre vier Jungen in einem hohlen Baum versteckt. Sie kamen meist nur früh am Morgen und am Abend aus dem Versteck, um zu trinken und herumzutollen. Eines Morgens fanden wir die Löwin fauchend und Grimassen schneidend mit ihren vier Babys unter einem Baum. Erst dachten wir, sie wollte uns vertreiben, doch dann bemerkten wir ihr gegenüber einen männlichen Löwen im Gebüsch. Mit Scheinattacken schaffte die wehrhafte Löwin sogar, den großen männlichen Löwen zu vertreiben. Einige Tage später konnten wir sie dann beobachten, wie sie die Babys wegschaffte.
An der Nordostgrenze der Mara, nicht weit von den nächsten Maasai Dörfern entfernt, fanden wir eine ziemlich aggressive Löwin mit ihren in den Felsen am Flussufer versteckten Babys. Ihre Aggressivität war wohl einem Signal-Sender geschuldet, den sie fest um den Hals trug. Die Löwin war eine berüchtigte Rinder-Killerin und man wollte sie mit Hilfe des Senders verfolgen, um sie vom Maasai Vieh fernzuhalten. Eines Abends holte sie ihre Babys zwischen den Felsen hervor und transportierte sie ins hohe Gras näher ans Flussufer. Dieser Platz schien ihr auch nicht sicher genug und am nächsten Morgen verbrachte sie ihre Babys in ein nahegelegenes Gebüsch.
Ein anderes Mal waren wir in der freudigen Foto-Erwartung, den Sprung einer Löwin mit ihrem Baby im Maul über einen Fluss fotografieren zu können. Kameras im Anschlag und alles war bereit, doch dann musste die Löwin – und wir natürlich auch – feststellen, dass ihr Nachwuchs bereits zu moppelig war, um ihn ins Maul zu bekommen. Trotz Zuhilfenahme ihrer Pranken konnte sie es nicht im Maul halten und es plumpste ihr am Ufer ins Wasser. Sie suchte sich am Ende eine flachere Stelle im Fluss, um ihn dort mit dem Baby im Schlepp zu durchqueren.

 

 

Leoparden waren über das ganze Jahr – zumindest gefühlt – in der Maasai Mara schwieriger als in den Jahren zuvor zu finden. Ein Grund könnte die hohe aktuell sehr hohe Löwenpopulation sein, aber auch der altersbedingte Tod einiger der bekanntesten Leopardinnen. Normalerweise übernehmen die Töchter die angestammten Reviere nach dem Tod ihrer Mütter, hier gibt es aber augenscheinlich noch keine klaren so Abgrenzungen wie in früheren Jahren. Luluka, die Tochter der – auch aus dem Dokumentarfilm „Die Leopardin“ von Reinhard Radke – bekannten Leopardin Lorien, war beispielsweise im Frühjahr noch in der Nähe unseres Camps unten an der Furt über die Ronkai Lugga zu finden. Neuerdings hält sie sich häufig fast zwanzig Kilometer im Osten und Südosten inmitten eines großen Löwenrudels mit ihrem Nachwuchs auf. Leider hat sie dort eins ihrer Babys verloren, nur ihr kleiner Sohn hat überlebt und dürfte mittlerweile fit genug sein, notfalls auch allein zu überleben.
Bella, konnten wir eines morgens in Recoro im roten Morgenlicht fotografieren. Sie nutzt zwar das Revier ihrer Mutter Bahati, hat es aber so weit nach Nordosten bis ins ehemalige Revier von Siri erweitert, dass sie manchmal über Monate unauffindbar ist.
Faolo – die für mich schönste Leopardin der Maasai Mara mit zierlichem Körper und ganz großen Augen – teilt sich das ehemalige Revier von Kaboso mit ihrer scheuen Schwester Akira.
Als schnelle, erfolgreiche Jägerin gilt Faolo auch als faul, weil sie manchmal tagelang auf Bäumen rund ums Double Crossing herumhängt, wo wir sie auch gefunden haben. Sie ist jetzt geschlechtsreif und wird deshalb von einem jungen Männchen, genannt Lolopono, verfolgt. Wir fanden ihn, als er ein Flussbett nach ihr durchschnüffelte und später noch im Regen in der offenen Savanne.
Bei meist im Osten aufziehenden, schweren Regenfällen sind wir nachmittags nicht weit von uns nach Süden gefahren und suchten am anderen Ufer des Mara Rivers eine Leopardin. Einmal erwischten wir sie auch mit ihrer heranwachsenden Tochter, die beide wie Schneeleoparden durch die steilen Felsen am Ufer kletterten.

 

Geparde haben es seit Jahren zunehmend schwerer in der Maasai Mara zu überleben. Bislang waren es meist Hyänen, die ihnen die Beute abjagten und ihre Babys getötet haben, jetzt, mit Erstarken der Löwenpopulation haben sie kaum noch eine Chance, ihre Babys groß zu ziehen.
Ranger der Cheetah-Unit haben im letzten Jahr noch geschafft, die Gepardin Nashipai so weit abzuschirmen, dass sie alle vier Jungen durchbekommen hat.
Im Herbst konnten wir sie mit ihren nun fast erwachsenen Nachwuchs wieder sehr häufig und putzmunter und einmal sogar alle fünf zusammen im Sonnenaufgang fotografieren.
Von den in diesem Jahr im Maasai Mara Game Reserve geboren Geparden hat leider kein einziges Tier überlebt. Mitte November konnten wir mit Hilfe der Ranger der Cheetah-Unit noch die Nagol genannte Gepardin mit ihren vielleicht vier Wochen alten Babys im düsteren Regenwetter wenigstens dokumentarisch fotografieren. Nur wenige Tage später waren alle fünf Babys von Löwen getötet worden. Es war bereits der zweite Wurf, den Nagol komplett verloren hatte und ich hoffe, es ergeht ihr nicht wie Nora. Wir haben diese alte Gepardin mit den großen Augen mehrfach im Süden der Mara gefunden. In ihrem ganzen Leben hat sie es nicht geschafft auch nur einmal ihren Nachwuchs durchzubringen. Jetzt ist sie zu alt dazu und kann sich nur noch von Kleintieren oder Gazellenkälbern zu ernähren, weil sie nicht mehr schnell genug ist, ausgewachsene Beutetiere zu reißen.
Außer diesen Gepardinnen haben wir über die ganzen Wochen in der Mara nur noch zwei männliche Einzelgänger und die letzten beiden Überlebenden der ehemaligen Five Boys gesehen.

 

Schakale, Vögel, Zebras und neue Autos

 

Schakale sind sehr scheu und Aufnahmedistanzen unter 50 Meter Distanz sind nur selten möglich. Bei dieser Jagd auf ein Impala Kalb hatten wir das Fotoglück, dass sie nicht weit von unserem Fahrzeug stattgefunden hat. Das kleine Impala tat uns schon leid, aber auch die Schakale müssen ihre Jungen auch ernähren.

 

Männliche Strauße können den Weibchen nichts vorspielen, ihre roten Beine und Hälse zeigen sofort an, was sie tatsächlich wollen. Allerdings müssen sie erst noch ein aufwendiges Tänzchen zum Besten geben, um ihre Angebetete zu überzeugen. Neuerdings sind Strauße wieder häufiger in der Mara anzutreffen, aber einen Balztanz des Hahns im Morgenlicht mit anschließender Kopula hatten wir so gut auch noch nicht vor die Kameras bekommen.

Dieser Kappengeier hatte den Büffelkadaver eigentlich für sich allein besetzen wollen. Es dauerte aber nicht lange, bis sich erst ein zweiter dazu gesellte und dann eine ganze Horde Sperbergeier einflog, um ihnen die vermeintliche Beute streitig zu machen. Dabei ziehen die kleineren Kappengeier meist den Kürzeren und werden vom Kadaver vertrieben. Es wird ihnen auch kein Trost sein, dass die Sperbergeier am Ende von den noch größeren Ohrengeiern vom Riss vertrieben werden.

Weder ich noch meine in Ornithologie deutlich besser bewanderten Mitreisenden hätten es einem Graureiher zugetraut, eine Schwarze Mamba (nur das innere ihres Mauls ist schwarz) zu fangen und zu verspeisen. Sie ist mit weniger als einem Meter Körperlänge (ausgewachsen bis 4 Meter) noch sehr jung, aber ihr Biss ist schon absolut tödlich. Ich habe mich nur gefragt, was wohl mit dem Reiher passiert, wenn ihm das Maul der Schlange aus seinem Schnabel rutscht. Leider konnten wir nicht länger warten, um den Ausgang dieser Geschichte zu erleben.

 

 

Eine Gabelracke die an einer großen Libelle schwer zu würgen hat und ein bunter Eisvogel

Zebras sind in diesem Jahr noch bis weit in den Oktober in kleineren und größeren Gruppen durch den Sand-River aus der Serengeti in die Mara gezogen, weil dort noch reichlich frisches grünes Gras am sprießen war. Der Sand-River führt fast ganzjährig wenig Wasser, deshalb gibt es dort auch keine Krokodile. Trotzdem scheuen die Zebras immer wieder und galoppieren aufgeregt durch das flache Wasser. 

Zebrakämpfe zwischen den Hengsten um einen Harem sind meist sehr blutig, können Stunden dauern und sogar tödlich enden. Bei dieser Auseinandersetzung handelt es sich aber nur um Stuten, die um eine bessere Rangstellung in der Herde kämpfen und sich dabei nur geringfügig verletzen.

In eigener Sache:
Vor zwei Jahren hatten wir in unsere Fahrzeuge waagerecht abklappbare Seiten knapp über dem Bodenniveau zur Erzielung einer flachen Aufnahmeperspektive auf Augenhöhe mit den Raubkatzen eingebaut. Aus Sicherheitsgründen sind solche Klappen in der Maasai Mara nicht mehr zulässig. Nach einigem Hin- und Her bei der
zulässigen Fahrzeugausstattung sind jetzt auf ähnlich tiefem Niveau ausgeschnittene Panoramafenster an der Beifahrerseite wieder erlaubt. Wir haben die Fahrzeuge entsprechend umgebaut und mit einer zusätzlichen Reling Stange im Panoramafenster versehen, um Beanbags aufzulegen oder Stativköpfe via Manfrotto Superclamp (Typ 035) anzubringen. Wer die typischen Amateur-Safarifotos von schräg oben lieber mag, kann natürlich auch weiterhin die aufklappbaren Dachluken der Fahrzeuge nutzen.

 

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Kommentare: 1
  • #1

    Lars (Mittwoch, 25 Dezember 2024 13:34)

    Jambo Uwe,
    wow, das sind wieder klasse Bilder und interessante Hintergrund-Infos! Auch spannend: die "National-Geographic-Schießscharte" auf der Beifahrerseite. (Die nutzen das gelbe Rechteck aber im Hochformat. ;-))
    Danke dafür!

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März  2019:

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