Der Ridge Pride, ein mittelgroßes Löwenrudel mit früher vielleicht 15 Tieren, hat in diesem Jahr so ziemlich alle im Herbst und Frühjahr geboren Jungen durchgebracht. Dies ist umso erstaunlicher,
weil alljährlich von Januar bis Juni die „Sauregurkenzeit“ mit sehr wenig Beutewild in der Maasai Mara vorherrscht.
Als Wundermittel gegen das Verhungern hat das Rudel die Büffeljagd für sich entdeckt – neben Elefanten die gefährlichste Beute, die ein Löwe erlegen kann.
In früheren Jahren – selbst unter ihren großen, starken, schwarzmähnigen Anführern Lipstick und Blacky – nahm dieses Löwenrudel jedesmal Reißaus, wenn sich Büffel auch nur annäherten. Im letzten
Jahr fingen sie dann aber an, alte, abgemagerte Büffel, die ihrer Herde nicht mehr folgen konnten und sich abgesondert hatten zu reißen. Dabei müssen sie wohl auf den Geschmack gekommen
sein.
Büffel gibt es reichlich in der Maasai Mara, allerdings grasen und ziehen sie meist in großen Herdenverbänden, die sie sehr wehrhaft gegen Löwen und Hyänen verteidigen. Selbst alte Büffel, die
mit der Herde nicht mehr mithalten können, werden häufig von einem jüngeren Bullen begleitet und sehr aggressiv verteidigt. Frontalangriffe auf eine Büffelherde oder auch nur ein Bullenpaar gehen
meist böse für Löwen aus. Mindestens eine Löwin des Ridge Prides hat diese Erfahrung bereits mit ihrem Leben bezahlt.
Die neue Jagdtaktik dieses Löwenrudels ist älteren Büffelbullen an Wasserlöchern aufzulauern, sie zu belagern und damit zu Attacken reizen, um sie dadurch herauszulocken und mürbe zu
machen.
Den ersten Abend reizten die Löwen den stärkeren der beiden Büffel immer wieder dazu, sie zu attackieren. Der Regen wurde stärker, es wurde dunkler, doch das gleiche Spiel ging immer hin und her.
Die Löwen näherten sich dem Ufer des Wasserlochs und der Büffel raste heraus um sie zu vertreiben. Bei einsetzender Dunkelheit verschwand der stärkere Büffel und wurde nicht verfolgt. Wir waren
uns dann auf der Heimfahrt ins Camp sicher, dass wir den verbliebenen Büffel am nächsten Tag nur noch als blutendes Gerippe vorfinden.
Nichts da, am nächsten Morgen ging das gleiche Spiel jetzt mit dem einzelnen Büffel weiter. Hungrig und von der Nacht wahrscheinlich ziemlich weit herunter gekühlt war er besonders aggressiv. Und
immer noch stark! Selbst der männliche Löwe, dabei unterstützt vom mehreren Weibchen, schaffte es nicht den Büffel zu Fall zu bringen. Er kam einfach nicht weit und lange genug aus dem Wasser, um
von den Löwen niedergekämpft zu werden. Dieses „Katz und Maus Spiel“ ging den ganzen Tag weiter. Es wurde uns dabei nicht langweilig und weil wir durch unsere Off road permits Logenplätze hatten,
auch wenn immer wieder Fahrzeuge in den Hintergrund fuhren. Am Abend beteiligten sich dann sogar alle heranwachsenden Löwen an diesem Spiel und man hatte das Gefühl, die Löwen wussten genau, dass
sie den Büffel am Ende zu fressen bekommen. Irgendwann musste der Büffel ja hungrig genug sein, um sein Leben zu riskieren.
Wir sind bei einsetzender Dunkelheit abgefahren und haben nachts die Info bekommen, dass der Büffel sich dann doch noch weit genug aus dem Wasser getraut hat, um von den Löwen erlegt zu werden.
Dieser Kampf hat am Ende 36 Stunden gedauert.
Kommentar schreiben
Lars (Samstag, 15 Oktober 2022 12:44)
Super Story und Bilder!! Viele Grüße!
Frank Lüdicke (Samstag, 15 Oktober 2022 15:22)
Lieber Uwe,
heute zurück aus der Mara kann ich Deine Ausführungen bestätigen, einen ähnlichen Vorfall hatte ich während meines 14-tägigen Aufenthaltes ebenfalls erlebt, jedoch nicht in dieser von Dir beschriebenen Länge. Bei dem Rudel ist mir persönlich mal wieder der extreme soziale Zusammenhalt des Löwenrudels aufgefallen. Es macht extrem Freude, die Kamera auch mal wegzulegen und das Verhalten der Tiere zu beobachten, wir hatten einen Riss der Löwen, nach einer gewissen Zeit, sind zwei ganz kleine Löwen dazu gestossen und es war ein tolles Erlebniss zu sehen, wie das Rudel mit den kleinen umgegangen ist, da scheint die Welt noch in Ordnung zu sein und meiner Meinung nach kann die Menschheit hier noch viel lernen und sich eventuell auf frühere Zeiten besinnen.
Das wäre schön ;-)
Auf jeden Fall konnte ich wieder viele tolle Bilder unnd Erlebnisse in einem meiner Lieblingsländer machen, dafür und für die wie immer herzlichen Dank für die reibungslose Abwicklung. Ich denke jetzt schon an den Termin im nächsten Jahr.
Liebe Grüsse Frank