An einem Gästefreien Tag war ich morgens mit Jonathan bereits weit im Süden der Mara auf der Suche nach der Leopardin Lorien mit ihrem kleinen Sohn. Zur Frühstückszeit bekamen wir einen Anruf von
Rangern, dass sie die Leopardin Figgy bei der Kopulation mit einem großen Leoparden-Männchen in der Nähe vom Mara Toto Crossing, entdeckt haben. Diese Info wollten sie außer Jonathan keinem
anderen Fahrer mitteilen. Die Chance auf Exklusivfotos und insbesondere von einer Leopardenkopulation sind sehr selten. Ohne lange Überlegung sind wir dann die knapp anderthalb Stunden durch die
Savanne zur Nordostgrenze der Mara an den Ntiak Ntiak River geballert. Eine weitere halbe Stunde Suche später fanden, bzw. hörten wir das typische Fauchen und Grunzen von Leoparden bei der
Kopulation. Sie waren für uns unsichtbar in einem großen Gebüsch am anderen Flussufer auf einer nicht befahrbaren Halbinsel. Dabei blieb es mit Ausnahme gelegentlicher Fellsichtungen, wenn das
Leoparden-Männchen am Ende des jeweiligen Aktes hochsprang, den ganzen Tag!
Neuneinhalb Stunden Katzenpornografisches Hörspiel – also für mich als „Nicht-Ansitzfotograf“ gefühlte drei Wochen – hat es dann gedauert, bis sich endlich etwas neues tat. Im Sonnenuntergang
kletterten die beiden auf einen stark belaubten Baum und trieben es dort weiter – und wieder waren nur Fellfetzen zu sehen. Als die Katzen einzeln auf einen etwas besser einsehbaren Ast kamen bin
ich aufs Autodach geklettert und habe mit 400mm plus 1.4er Konverter versucht, Freihand noch ein paar brauchbare Fotos in den letzten Sonnenstrahlen zu bekommen, was dann auch so la la gelang.
Nach wenigen Minuten verschwanden die Leoparden wieder einfach ins Gebüsch und ich war stinksauer wegen des verlorenen Tages. Die Zeit rannte, noch etwas Gescheites vor die Kamera zu bekommen,
denn die Sonne war bereits unten, es gab blaues Abendlicht und gefühlte ISO 6400 bei gerade noch brauchbaren Verschlusszeiten.
Dann rief Jonathan nach oben: come down, quick – was ich mehr ins Auto plumpsend tat und er raste wie ein Kranker los. Um die Halbinsel herum durch die Flussfurt am Mara Toto und weiter zu einem
Gebüsch, so gerade noch im Niemandsland zwischen dem Mara Game Reserve und der für uns nicht befahrbaren Privat-Conservancy. Und tatsächlich, kaum angekommen kam das Leoparden Männchen aus dem
Gebüsch und kurze Zeit später tauchte auch Figgy aus dem Flussbett kommend auf, die sich sofort wieder zur Kopulation anbot. Der erste Akt in der Abenddämmerung war dann eher
„Leoparden-Blümchensex“, aber beim Zweiten ging es richtig zur Sache und am Ende sprang das Männchen fauchend durch die Luft. Nur das Licht spielte nicht mehr wirklich mit. Im kontrastarmen
Halbdunkel bei grenzwertigen ISO 25600 ging nichts kürzeres als 1/500 Sekunde, was erhebliche Bewegungsunschärfen mit sich brachte. Aber Schärfe ist nicht alles, dokumentarisch ist diese Serie
einmalig.
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BWG@piezonka (Mittwoch, 05 Januar 2022 14:16)
Hallo mein lieber Freund Uwe,
dass sind schon ganz, ganz tolle Fotos die Du da gemacht hast, d.H. es sind keine tollen Fotos.
In meinen Augen sind es sensationelle Fotos die Dir da gelungen sind. Herzlichen Glückwunsch.
Schade das ich nichts mehr von Dir gehört habe.
Es grüßt ein Alter Freund.
Klaus
Hermann Dr. Brehm (Mittwoch, 05 Januar 2022 19:29)
großartig!!
Winfried Wisniewski (Montag, 10 Januar 2022 19:21)
Eine tolle Serie! Und das wichtigste Bild der Serie (und weitere natürlich auch) ist scharf. Alles richtig gemacht! Für den Tierfotografen gilt nach wie vor: Geduld ist eine scharfe Waffe (und schnell fahren auch).
Wolfgang Kesper (Freitag, 14 Januar 2022 18:25)
wieder einmal mehr:
Zur rechten Zeit am rechten Ort (nicht politisch gemeint!);
Uwe und insbesondere auch seine Fahrer haben es einfach drauf, wobei Geduld (s.o.) eher die Stärke der Fahrer ist..., Uwe hingegen das kleine Manko durch die Qualität seiner Fotos überkompensiert ;-)
Herzlichen Glückwunsch zu diesen wirklich einmaligen Aufnahmen.